Donnerstag, 21. Juli 2011

Limit: Im Condrobs Kontaktladen

Ich in einem Drogenkontaktladen?
Nun im Rahmen unseren letzten FPA-Nachmittags in der Schule haben wir dieser Einrichtung einen Besuch abgestattet. Eigentlich ja nicht sonderlich außergewöhnlich, denk ihr jetzt, Prävention blabla.
Aber das war es nicht. Es war ein echt bewegender Vormittag, der seine Spuren gelassen hat.

Erstmal, was ist das "Limit"?
Der Kontaktladen limit ist ein Treffpunkt für DrogenkonsumentInnen und Substituierte. Hier können sie sich ausruhen, Kaffee trinken oder an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen. Wenn sie Hilfe brauchen, können sie sich an die Mitarbeiter wenden.
Es gibt dort Duschen, warme Mahlzeiten, Waschmaschinen, frische Spitzen, ...

Gut soviel dazu. Als erstes erzählte uns eine Mitarbeiterin über die Einrichtung, wie zB über ihre Tätigkeit, Ziele usw. Das war jetzt nicht allzu interessant. Aber danach bekamen wir die Gelegenheit mit zwei Süchtigen (bzw. einer war Substituiert) zu sprechen und ihnen Fragen zu stellen. Das war das eigentlich interessante.
Die beiden waren zwischen 40 und 50, und konsumieren teils schon seit fast 30 Jahren Heroin und andere Sachen. Sie haben uns so private Dinge erzählt, aber keineswegs trocken oder aufgesetzt ermahnend. Sondern einfach so wie es ist.
Das geschah auf so sympatische Art, so wie man sich eigentlich sojemanden vorstellt (Klischees...).
Mich hat das total bewegt.
Mit teils sarkastischen Kommentaren und bitterem Humor haben sie ihr Geschichte erzählt, über ihre Gefühle geredet und ihre momentane Situation geschildert. Über den kalten Entzug, den Rückfall, den Aufenthalt im Gefängnis.

"Wenn man dann morgens aufwacht und schon weiß, was heute wieder passieren wird."

"Dann begannen die Sorgen, woher man das Geld bekommen soll. In einer Hochphase habe ich am Tag 2g Heroin und 3g Koks genommen. Das sind 500 Euro. An einem Tag."

"Man lernt mit der Zeit. Wann wer ist und wer wo ist. Die, die nicht dazu gehören."

"Ich war Außenseiter, die haben sich zusammen gerotten. Damals hatte ich so ne Matte wie euer Kollege dahinten. Und die Neugierde. Einmal ausprobieren, mei, das ist nicht so wild. Der eine kotzt und nimmt das nie wieder. Doch dem anderen gefällt es..."

"Es gibt keinen kontrollierten Konsum."

"Am besten man hält seine Gewohnheiten. Nicht aufhören, dann fängt man gar nicht wieder an."

"Dann nehm ich das Zeug den einen Tag. Am nächsten habe ich noch keine Entzugserscheinungen. An dem darauf folgenden auch nicht. Aber am dritten dann muss wieder... . So versuch ich das durch zu halten und nicht wieder auf meinen Stand von damalszu kommen.

"Ich habe schon zweimal versucht mir ne Überdosis zu geben. Aber da war ich wohl zu geizig. Der Schwabe in mir..."

"Der Kick ist den ganzen Scheiß drum herum nicht wert."

"Ich hätte alles gehabt. Karriere, Frau, Kind, ..."

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